Interview mit Urs Rueb: Geschäftsührender Inhaber Mediafactor

Urs Rueb ist seit rund 30 Jahren im Mediabereich tätig. Er arbeitete früher bei internationalen Netzwerken wie Universal McCann, wo er vom Mediaplaner zum Managing Director aufstieg, später bei MEC Zürich als Managing Director. 2005 war er Co-Gründer und Minderheitsaktionär der MediaPlus AG. 2012 gründete er die mediafactor ag.

Wie definieren sich deine Hauptaufgaben als Inhaber einer Mediaagentur und in welchem Bereich siehst du die grössten Herausforderungen im Internet für die nächsten Jahre?
Die grössten Herausforderungen sind Trends zu verfolgen. Insbesondere die Digitalisierung der Medien und das Zusammenwachsen von Online/Mobile, TV, Print und Radio. Broadcaster werden zu Provider und Telecom Unternehmen zu Content Provider

Wie beurteilst du grundsätzlich die Wichtigkeit von Mobile Marketing?
Es ist der Wachstumsmarkt schlechthin. Die Geräteausstattung und Nutzung steigen rasant

Wie sieht es spezifisch für den Teilbereich Mobile Advertising in Bezug auf Eure Kunden und die Branche aus?
Die mobile Werbung hinkt der Nutzung hinterher, holt jetzt aber auf. Hauptgründe waren, dass vernünftige Werbe-Formate fehlten. Man hat lange Zeit auf aggressive Formate wie Interstitials gesetzt obwohl bekannt war, dass solche beim User Reaktanz erzielen. Mittlerweile haben sich „nativere“, In-read Formate durchgesetzt

Wie nutzt mediafactor Mobile Marketing – und zu welchem Zweck?
Kommt auf die Kampagnenzielsetzung an. Grundsätzlich bietet sich Mobile für Branding- und Conversion-Kampagnen an. Letzteres bedingt aber eine mobiloptimierte Verlinkung. Daran scheitert es heute aber immer noch zu häufig.

Welche Medien stellen aus deiner Sicht eine effiziente Kombination mit Mobile dar?
Auch das ist wieder Kampagnenabhängig. Bewegtbild-Kampagnen und TV/Kino kombinieren sich gut. Display Kampagnen können grundsätzlich mit allen Offline Basismedien funktionieren. Entscheidend ist die Funktionszuordnung der Medien innerhalb des Customer Journeys

Native Ads sind in aller Munde – wie sieht deine Vision aus?
Neuer Wein in alten Schläuchen. Früher nennte man es „Publireportage“ die entsprechend als Werbung gekennzeichnet war. Das wird heute z.T. nicht mehr so explizit gemacht, was nicht ganz unproblematisch ist…

App-Push-Kampagnen sind eher unbekannt in der Schweiz – wie beurteilst du deren Entwicklung?
App’s sind meiner Meinung nach, ein Auslaufmodell. Ausnahmen sind App’s welche Sicherheitsstandard berücksichtigen müssen wie eBanking, SBB, eCommerce-Applikationen, Social Media-Plattformen etc. Dort machen geschlossene Applikationen Sinn.

Auch Couponing tut sich noch schwer – Warum?
Mondo Punkte kamen früher auch nur bei einer gewissen Zielgruppe gut an

Wie gross schätzt du den Einfluss von Mobile Marketing im Bereich eCommerce ein?
Ich denke hier stehen wir erst am Anfang. Das Potential ist sicher enorm. Wie rasch sich Mobile Payment Applikationen und Near Field Communication Dienste durchsetzen ist einerseits abhängig von den (wahrgenommenen) Sicherheitsrisiken und dem Mehrwert, den die Nutzer in solchen Lösungen sehen.

Wie würdest du deine persönliche Mobile-Nutzung beschreiben?
Vermutlich entspreche ich dem Durchschnitt. Telefonieren mit meinem Smartphone ist schon lange nicht mehr Hauptfunktion.

Auf welchen Social Media-Plattformen bist du aktiv?
Auch hier denke ich, entspreche ich wohl den 99% der User. Ich habe auf allen relevanten Social Media-Plattformen ein Profil. Ich beschränke mich aber darauf zu verfolgen, was andere „posten“.

Wie sieht dein Umgang mit Social Media und mit Apps privat aus?
Für die meisten Social Media Plattformen habe ich die App installiert. Allerdings vermeide ich Single-Logins via Facebook. Auf Medienportale greife ich via Browser zu.

Welches ist Deine Lieblingsplattform und warum?
Im Moment besuche ich häufig watson.ch.

Was für ein Smartphone besitzt du bzw. mit welchem Betriebssystem arbeitest du (privat und geschäftlich)?
iPhone 6 und geschäftlich Windows.

Big Data ist in aller Munde: Deine Meinung dazu?
Big Data basiert grundsätzlich auf Vergangenheitsdaten, ist also vergleichbar mit einem Blick in den Rückspiegel. Der Blick in die Zukunft verlangt aber immer auch eine Portion Bauchgefühl und gesunden Menschenverstand.

Die Digitale Transformation stellt grosse Herausforderungen an alle Partner_innen: Wie siehst du das?
Allerdings! Die Digitale Transformation bringt den disruptiven Wandel. Sie durchbricht alte Marktstrukturen, verändert die Wertschöpfungsketten. Nischenplayer mit neuen Geschäftsmodellen können zur ernsthaften Bedrohung aktueller Marktführer werden.

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